Angst und Angststörungen – durch viele Ereignisse der letzten Zeit ist das Thema „Angst“ stark in den Focus gerückt. Aber was ist eigentlich Angst und wer braucht bei Angst eine Therapie?

Gibt es eine Zunahme von Angststörungen durch die Corona-Pandemie?

Kein starker Anstieg von erwachsenen Patientinnen und Patienten in der Klinik, aber viele Betroffene leiden darunter, dass unterstützende Faktoren wegfallen und fehlen. 

„Ich möchte zunächst einmal betonen, das ‚Angst‘ zu haben, etwas ganz Normales ist, dass zu unserem Leben einfach dazugehört. Tatsächlich sichert die Angst unser Überleben. Durch das Gefühl der ‚Angst‘ können wir eine Situation als gefährlich einschätzen und laufen zum Beispiel nicht einfach auf eine Straße, wenn dort sehr viel Verkehr ist. Von einer „Angststörung“, die behandelt werden sollte, sprechen wir erst, wenn die Angst so stark wird, dass die Lebensqualität beeinträchtigt wird – zum Beispiel, wenn die Betroffenen Angst haben, das Haus zu verlassen, Bus zu fahren oder Einkaufen zu gehen“, erklärt Katharina Falk, Psychologische Psychotherapeutin und therapeutische Leitung der Psychosomatischen Station der DIAKO in Flensburg. 

Angststörungen sind weit verbreitet

„Angststörungen gehören zu den häufigsten seelischen Störungen. 14 von 100 Erwachsenen sind betroffen. Die Angststörungen, die wir in der Fachklinik stationär behandeln, sind vor allem die Agoraphobie und die Panikstörung. Bei der Agoraphobie haben die Betroffenen Angst vor dem Aufenthalt an Orten, wo es keine schnelle Rückzugsmöglichkeit, also keinen einfachen Fluchtweg gibt. Dies können öffentliche Plätze oder Verkehrsmittel sein, aber auch volle Geschäfte oder Fahrstühle. Bei der Panikstörung treten für den oder die Betroffenen oft unvorhersehbar Panikattacken auf. Diese äußern sich zum Beispiel in Schweißausbrüchen, Atemnot, Herzrasen und Schwindel. Diese Symptome verstärken die Angst bis hin zu neuer Angst: vor einem Herzinfarkt oder sogar Todesangst“, ergänzt Dr. phil. Rauha Laurus, Psychologische Psychotherapeutin der DIAKO Fachklinik. 

Zunahme von Angststörungen bei Mädchen im Jugendalter

„Aus der Erfahrung in unserer Klinik können wir nicht bestätigen, dass es durch die Pandemie zu mehr Angststörungen bei unseren erwachsenen Patientinnen und Patienten kommt. Es gibt aber Studien, die besagen, dass Mädchen im Jugendalter deutlich mehr von Angststörungen betroffen sind als vor der Pandemie. Eine DAK-Studie beziffert den Anstieg mit 24 Prozent, das ist sehr viel“, berichtet Katharina Falk.

(Referenz:  https://www.dak.de/dak/bundesthemen/pandemie-und-psyche-mehr-antidepressiva-fuer-maedchen-2572042.html#/ )


Corona-Einschränkungen belasten Patientinnen und Patienten

„Bei vielen unserer erwachsenen Patientinnen und Patienten fielen und fallen durch die Corona-Einschränkungen die unterstützenden Angebote weg, seien es Sport- und Freizeitangebote, Hobbies oder soziale Kontakte. Das hat zur Folge, dass es den Betroffenen an Möglichkeiten mangelt, ihre inneren Anspannungen und Angstgefühle zu kompensieren. Zusätzlich wird die Situation durch familiäre Spannungen verstärkt, die durch den Lock-Down begünstigt wurden. Wir würden uns sehr wünschen, dass die Bedürfnisse von Menschen mit seelischen Störungen mehr Berücksichtigung finden. Und insbesondere auch die Bedürfnisse unserer Kinder und Jugendlichen, sonst droht eine ganze Welle an Neuerkrankungen“, ergänzt Dr. phil. Rauha Laurus. 


Angst ist ein Thema in der Familie? Was können Angehörige tun?

Angehörige wollen gern helfen. Aber wie? Und tut die Hilfe gut? Enge Angehörige sind bei allen psychischen Erkrankungen stets mit betroffen: Sie wollen das betroffene Familienmitglied unterstützen, dies kann sie aber auch selbst stark belasten. Was können sie tun, um zu helfen und sich selbst vor Überforderung zu schützen? Wir fragten unsere Psychotherapeutinnen Katharina Falk und Dr. phil Rauha Laurus: 

„Wenn Sie Angehörige mit Angststörung haben oder dies vermuten, können Sie Folgendes für sie tun: 

  • machen Sie sich klar, dass eine Angststörung eine ernstzunehmende Erkrankung ist, die jedoch einer Therapie gut zugänglich ist
  • informieren Sie sich über das Thema: Es gibt spezielle Internetseiten für Angehörige ( z.B.   https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/mediathek/videos/angststoerung/angststoerungen-hilfestellungen-fuer-angehoerige ), aber auch lokale Beratungsstellen sind meist sehr kompetent (z.B. vom Diakonischen Werk und andere)
  • sprechen Sie innerhalb der Familie so offen über das Thema, wie es geht
  • motivieren Sie das Familienmitglied dazu sich Hilfe zu suchen, z. B. über den/die Hausärzt*in oder eine Beratungsstelle
  • zeigen Sie Verständnis und haben Sie Geduld, aber nehmen Sie dem betroffenen Familienmitglied nicht alles ab, wovor sie/er Angst hat, das verstärkt den Teufelskreis aus „Angst vor der Angst“ 


und dies können Sie für sich selbst tun: 

  • haben Sie keine Schuldgefühle, auch Ihre Gesundheit ist wichtig
  • schränken Sie Ihr Leben nicht mehr als nötig ein, es hilft den Betroffenen nicht, wenn Sie z.B. ebenfalls keine Freunde mehr treffen, Höhen oder Menschenansammlungen meiden
  • gehen Sie ausgleichenden Aktivitäten nach, wie Sport oder Hobbies
  • suchen Sie sich selbst Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, dass die Situation Sie überfordert, wenden Sie sich z. B. an Beratungsstellen oder an Selbsthilfegruppen für Angehörige, auch Hausärzte / Psychotherapeutinnen (w,m,d) können Sie in Anspruch nehmen!"
     

Auszeichnung für die Behandlung von Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen und Essstörungen

Dr. med. Frank Helmig, Chefarzt der DIAKO Fachklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Flensburg erhielt in der aktuellen Focus-Liste des Jahres 2022 die Auszeichnung als Top-Mediziner für die Behandlung von Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen und für Essstörungen. "Das ist natürlich nicht meine Leistung allein, sondern die des ganzen Teams", freut sich Dr. Frank Helmig über die Auszeichnung. "Es ist eine große Ehre für uns - und eine Verpflichtung!" Jährlich benennt der „Focus“ die bundesweit besten Ärzte in unterschiedlichen Fachdisziplinen. Das Magazin will so den Patientinnen und Patienten die Suche nach Spezialisten erleichtern 

Mehr zur Diagnosen und Therapien

Betroffene können sich an die   psychosomatische Station der DIAKO „H2“  wenden:  Tel.:   0461 812 -1741   oder E-Mail:   psychiatrie.fl(at)diako.de.

Es wird zunächst ein telefonischer Beratungstermin vereinbart, um Fragen und Therapiebedarf zu klären. 

 

Bildunterschriften (v. oben nach unten):

Angststörungen gehören zu den häufigsten seelischen Störungen. Vor allem Menschen mit Agoraphobie und / oder Panikstörung werden stationär in der Fachklinik behandelt (v. li.:  Katharina Falk, Dr. Rauha Laurus)

Dr. Frank Helmig erhielt auch im Jahr 2022 eine Auszeichnung des Focus als "Top-Mediziner"

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