Gibt es einen Gender-Gap bei psychischen Störungen?

Statistiken beschreiben es: Es gibt mehr Depressionen, Angst- und Essstörungen bei Frauen, dafür mehr Suchterkrankungen, antisoziale Persönlichkeitsstörungen und Suizide bei Männern, um nur einige Unterschiede zu nennen. Es gibt noch viele weitere. 

Die Ursachen für diesen „Gender-Gap“ sind komplex: Das Zusammenwirken von sozialen und biologischen Risikofaktoren für psychische Erkrankungen ist Gegenstand der aktuellen Forschung. Studien weisen auf den starken Einfluss von sozialen Faktoren hin. Daneben gibt es einige biologische Risikofaktoren.

Von den bekannten Risikofaktoren sind die Geschlechter unterschiedlich stark betroffen: Zum Beispiel erhöhen hormonelle Schwankungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wechseljahren bei Frauen das Risiko für Depressionen. Frauen tragen auch erhöhte soziale Risiken für psychische Erkrankungen. Diese Risiken sind zum Beispiel Armut, soziale Benachteiligung oder Gewalterlebnisse. 

Auch das herkömmliche Rollenverhalten in unserem Kulturkreis spielt eine Rolle: Zum Beispiel bei dem unterschiedlichen Umgang mit Stress:

  • Frau sprechen eher über ihre Probleme, gehen eher zum Arzt und erhalten daher eher ein Diagnose und eine Therapie. Damit werden sie in der Statistik erfasst.

  • Männer sprechen weniger über ihre Probleme und greifen eher zu einem Suchtmittel als eine Art von "Selbst-Therapie-Versuch”. Damit sind sie in den Statistiken - zum Beispiel bei der Häufigkeit von Depressionen - vermutlich unterrepräsentiert. 

UND: Nicht zuletzt gibt es eine starke Verzerrung durch die Forschung selbst: Viele diagnostische Tests und klinische Studien zu Therapien stammen aus einer Zeit, als diese Studien vor allem mit männlichen Probanden durchgeführt wurden: Die Ergebnisse gelten - genau genommen - nur für Männer, wurden jedoch zum Teil unkritisch einfach auf Frauen bzw. alle Betroffenen (w,m,d) übertragen. 

Und was ist mit Transgender/Divers? Hier muss sowohl das biologische Geschlecht, zum Beispiel bei der Pharmakotherapie, als auch das soziale Geschlecht, bei der Psychotherapie, differenziert berücksichtigt werden (vgl. Schigl, 2022, BPTK Fachtag). 

Wer mehr wissen will, kann sich bei den folgenden Links zum Thema weiter informieren. Sehr interessant und wichtig, finden wir! 

Links/Referenzen zum Thema “Gender-Gap”:

https://www.bptk.de/neuigkeiten/bptk-fachtag-gender-psychotherapie/ 

https://www.researchgate.net/publication/216415920_Fakt_oder_Artefakt_Geschlechtsspezifische_Unterschiede_in_der_Haufigkeit_psychischer_Storungen 

https://www.bptk.de/neuigkeiten/bptk-fachtag-gender-psychotherapie/ 

https://api.bptk.de/uploads/Brigitte_Strahwald_Gender_Bias_und_KI_0c786ec548.pdf 

https://api.bptk.de/uploads/Dr_Andrea_Benecke_Geschlechtsspezifische_Aspekte_in_der_psychotherapeutischen_Versorgung_e519cebe38.pdf 

https://api.bptk.de/uploads/Prof_Dr_Brigitte_Schigl_Doing_and_un_doing_Gender_973f7d3341.pdf

 

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