Was sind „Chamäleon-Kinder“? Kinder von suchtkranken Eltern tarnen sich häufig als unauffälliges, normales Kind.

Kinder von drogenabhängigen Eltern entwickeln häufig Strategien, die verschleiern sollen, was zuhause los ist: Sie wissen, dass vieles nicht in Ordnung ist, aber aus kindlicher Loyalität heraus, decken sie die Eltern. Sie tarnen das Geheimnis für Außenstehende und sogar sich selbst als unauffälliges, normales Kind. Sie lernen ‑ aus der Not heraus ‑ sich schnell und flexibel an ihre Umgebung anzupassen, nicht aufzufallen: Sie verhalten sich wie ein Chamäleon.

Gut für sie ist das aber nicht.

Im Gegenteil: Auch Kinder von drogenabhängigen Eltern werden größer und irgendwann erwachsen sein. Sie tragen ein sehr hohes Risiko selbst psychisch krank oder suchtkrank zu werden. In Gesprächen mit diesen Erwachsenen wird ein Vorwurf schnell deutlich: „Niemand hat mit mir drüber gesprochen ‑ über die Sucht meiner Eltern“, sagt Sarah* (*Name geändert). „Niemand hat gefragt, wie es mir geht und was ich damals gedacht habe. Oft hatte ich Angst! In der Schule dachte ich daran, was wohl gerade Zuhause passiert; abends dachte ich daran was wohl im Wohnzimmer gerade passiert.“

„‘Die Kinder bekommen das nicht mit, wenn wir konsumieren‘, denken viele drogenabhängige Eltern und das ist leider eine fatale Fehleinschätzung“, erklärt Jan Rademann, Leiter der   Beratungsstelle HiKiDra (Hilfen für Kinder Drogenabhängiger)   in Kiel.

„Denn auch die kleinsten Kinder haben sensible Sinnesorgane, die Stimmungsschwankungen und kleinste Verhaltensänderungen von Bezugspersonen wahrnehmen. Sie erleben diese sogar sehr deutlich. Aus Angst und Scham sprechen Eltern und Kinder nicht über diese vermeintlich unentdeckten Vorkommnisse. Die Kinder entwickeln im Laufe der Zeit die genannten Strategien. Innerlich überwiegt bei den Kindern jedoch die emotionale Unsicherheit und die Angst vor der Aufmerksamkeit anderer, die Unstimmigkeiten in der Familie vermuten könnten.

Es entsteht die so genannte ‚Co-Abhängigkeit‘ und die seelische Entwicklung der Kinder kann stark beeinträchtigt sein. Deshalb haben wir eine ‚Chamäleon-Gruppe‘ für betroffene Kinder. Wir sprechen über das was in ihren Familien passiert: Kinder haben ein Recht auf Unterstützung und darauf, zu wissen was los ist, dass es nicht ihre Schuld ist und sie nicht allein sind.“
 

Übrigens: Vom 12. bis zum 18. Februar ist die Aktionswoche „Vergessenen Kindern eine Stimme geben“! 

Schaut mal rein bei:    https://coa-aktionswoche.de/
 

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