Unsere Expertinnen von der Station H2 der Flensburger Fachklinik im Interview zum Thema:
Therapie der „Borderline-Störung" (Fachbegriff: Emotional Instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typus)
Hinweis: Im Text kürzen wir den Fachbegriff ab auf „BPD=Borderline Personality Disorder“
„Die BPD ist eine komplexe psychische Erkrankung, die durch stark schwankende Emotionen (Gefühlszustände) zu Bezugspersonen (Familie, Partner*innen, Freund*innen, Kolleg*innen) und auch zum eigenen Selbstbild gekennzeichnet ist. Die Betroffenen stehen oft unter großer innerer Anspannung.
Das kann zu instabilen und wechselnden Beziehungen, zu riskantem Verhalten und sozialer Isolation führen. Weitere seelische Begleiterkrankungen sind häufig“, erklärt uns Oberärztin Sara Andresen.
„Die Therapie der BPD besteht daher in der Regel aus verschiedenen Bausteinen, die individuell zugeschnitten sind:
An erster Stelle steht die ‚Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)‘: Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht: Ziel dieser Therapieform ist – einfach gesagt – eine Veränderung von ungünstigen Verhaltensmustern. Durch unterstützte Übungen können neue, günstige Verhaltensmuster erlernt und gefestigt werden“, ergänzt Katharina Falk, Psychologische Psychotherapeutin und Therapeutische Leiterin der Station H2.
„Eine Form der Verhaltenstherapie ist die gut wirksame ‚Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT)‘. Auch das ist ein komplizierter Begriff. Einfach gesagt geht es dabei um:
- Innere Achtsamkeit: Erlernen die eigenen Gefühle und Anspannungen wahrzunehmen und zu beschreiben.
- Stresstoleranz: Fertigkeiten (das sind die so genannten ‚Skills‘) lernen und anwenden, die es ermöglichen, eine schwierige Situation auszuhalten, die innere Anspannung abzubauen und die Realität so anzunehmen wie sie ist.
- Zwischenmenschliche Fertigkeiten: Fähigkeiten zu erlernen oder zu verbessern, die helfen, Beziehungen aufzubauen, zu pflegen und zu erhalten.
- Selbstwert: Lernen, positive Gedanken über sich selbst zuzulassen und ein stabiles Selbstbild aufzubauen ‚Wer bin ich und Wie bin ich?‘.“
„Weitere hilfreiche Therapiemodule sind
- die Information über die Erkrankung,
- unterstützende Medikamente,
- Hilfe bei Änderungen von Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung, Suchtmittel-Gebrauch im weiteren Sinne,
- nicht-verbale Therapieformen, wie Ergo- oder Kunst-, Musik- und Bewegungstherapie und Ähnliches
- und die Mitbehandlung von Begleiterkrankungen.
Es ist wichtig, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Lebensqualität zu verbessern und Risiken zu minimieren“, ergänzt Sara Andresen.
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Siehe auch unser Artikel: Infos zu Symptomen sowie Fakten zu und Risikofaktoren für die Borderline-Störung
Auf der Seite “Diagnosen und Therapien” gibt es weitere Informationen, auch für Angehörige.
S3-Leitlinie Borderline-Persönlichkeitsstörung: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-015