Viele Betroffene kämpfen noch lange mit den Folgen ihrer Corona-Infektion. Für sie gibt es jetzt ein neues spezifisches Angebot in der Breklumer Fachklinik: „Der Bedarf an Therapieplätzen ist hoch: etwa 5 bis 10 Prozent der Erkrankten haben nach einer Covid-Infektion langanhaltende Beschwerden“, berichtet Dr. Güde Nickelsen, Ltd. Oberärztin der DIAKO Fachklinik in Breklum.
Long-Covid oder Post-Covid?
„Die Experten sprechen von ‚Long-Covid‘, wenn die Beschwerden länger als vier Wochen nach der eigentlichen Infektion anhalten und von ‚Post-Covid‘, wenn dies auch nach 12 Wochen noch der Fall ist“, so die Oberärztin.
„Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung sind die häufigsten Symptome“
„Die Symptome sind vielfältig, aber bei vielen Betroffenen stehen eine ausgeprägte und anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Ähnliches im Vordergrund. Solche Fatigue-Syndrome, wie z.B. Chronic Fatigue (CFS) behandeln wir seit über 30 Jahren. Sie treten auch nach anderen Infektionen auf und begleiten häufig chronische Erkrankungen“, erklärt Dr. Güde Nickelsen.
Mögliche Ursachen
„Als mögliche Ursachen von Long- und Post-Covid werden von der Forschung z. B. anhaltende Entzündungen einzelner Organe durch das Virus selbst, ein erniedrigter Blut-Sauerstoffgehalt und daher eine höhere Erschöpfbarkeit sowie Störungen im Bereich des Immunsystems diskutiert“, so Dr. Nickelsen.
Therapiebausteine
„Die Therapie in der Psychosomatik hat immer den ganzen Menschen – Körper und Seele – im Blick. Die Therapieziele orientieren sich an den gültigen Leitlinien und beinhalten die Verbesserung der körperlichen und der seelischen Gesundheit mit medizinischen und psychotherapeutischen Behandlungsstrategien“, ergänzt Ralf Tönnies, Therapeutischer Leiter der DIAKO Fachklinik.
„Körper und Seele: die Therapie muss den ganzen Menschen im Blick haben“
„Einen hohen Stellenwert hat zudem das so genannte ‚Pacing‘, das ist aus dem Englischen und bedeutet ‚mit kontrolliertem Tempo‘. Die Betroffenen lernen dabei unter therapeutischer Begleitung ihr Aktivitätslevel wieder an die eigenen Möglichkeiten anzupassen. Sich zu verausgaben birgt das Risiko eines Rückfalls. Hierbei sind unter anderem Physio- und Bewegungstherapie, aber auch die Ergotherapie mit ihren kreativen Techniken hilfreiche Therapiebausteine.
Weitere Bestandteile der Therapie sind bei Bedarf das Erlernen eines besseren Umgangs mit Stimmstörungen und hartnäckigem Husten, ein strukturiertes Training des Riech- bzw. Geschmackssinns und vieles mehr“, ergänzt der Experte.
Für wen ist die Therapie geeignet?
„Betroffene sollten zunächst mit ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt über ihre Erkrankung sprechen. Stehen akute Symptome aus anderen Fachbereichen, wie etwa der Atemwege oder der Neurologie im Vordergrund, so sollte dies zunächst von entsprechenden Fachärzten behandelt werden.
Stehen anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall und Ähnliches im Vordergrund der Symptome, kann zusammen mit dem behandelnden Hausarzt ein Klinikaufenthalt erwogen werden. Zur Aufnahme in die Breklumer Fachklinik ist eine ärztliche Einweisung oder die Kostenzusage für eine psychosomatische Reha-Behandlung erforderlich“, erklärt Dr. Güde Nickelsen.
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Bildunterschriften
Die Batterie ist leer – so fühlen sich viele Betroffene und kämpfen noch lange mit den Folgen ihrer Corona-Infektion, für sie gibt es jetzt ein neues spezifisches Angebot in der Breklumer Fachklinik der DIAKO Nordfriesland (Grafik: Adobe Stock, Flaticon)
Ralf Tönnies und Dr. med. Güde Nickelsen leiten die Abteilung für Psychosomatik und
Psychotherapie (Fotos: Bauer)
Die Symptome von Long-Covid- / Post-Covid-Erkrankungen sind vielfältig und können viele Organsysteme betreffen. (Quelle: BZgA: shop.bzga.de/infografik-long-covid-die-haeufigsten-symptome/ (CC BY-NC-ND, Stand 09.08.2022)
